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Wie lässt sich asymptomatisches Vorhofflimmern diagnostizieren? Auswirkungen der Detektion auf die Schlaganfallprävention bei ICD-Patientinnen und -Patienten

Neue Forschungsergebnisse bestätigen die Wirksamkeit von Tools zum besseren Schutz von Patient*innen mit hohem Schlaganfallrisiko

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DX Patients

Der Prävention von Schlaganfällen kommt im Gesundheitswesen eine immense Bedeutung zu, insbesondere in Anbetracht der stetig alternden Bevölkerung und der Belastung der Gesundheitssysteme durch Patient*innen mit Vorhofflimmern.1 Die Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (European Society of Cardiology – ESC) von 2020 empfehlen einen integrierten Ansatz zur Behandlung von Vorhofflimmern (engl. Atrial fibrillation – AF) durch multidisziplinäre Teams, wobei dem ABC-Therapieansatz (engl. Atrial fibrillation Better Care) und der Antikoagulationstherapie zur Schlaganfallprävention Vorrang eingeräumt wird.1 Da Vorhofflimmern allerdings häufig asymptomatisch verläuft, stellen die rechtzeitige Diagnose und Behandlung eine Herausforderung dar.1 Aus diesem Grund sind Früherkennungsmethoden umso bedeutsamer, da mit deren Hilfe das Schlaganfallrisiko gemindert und die Behandlungsergebnisse verbessert werden können.

Wir sprachen mit dem Elektrophysiologen Dr. Giampiero Maglia vom Klinikum Azienda Ospedaliera Pugliese-Ciaccio in Catanzaro, Italien, über die Auswirkungen der Behandlung von Vorhofflimmern auf die Schlaganfallprävention. Dr. Maglia ist einer der Autoren der MATRIX-Studie, im Zuge derer die Wirksamkeit von ICDs mit einer einzigen Elektrode mit atrialem Sensing-Dipol (DX-ICD-Systeme) in Kombination mit einer Fernbetreuung für eine adäquate Erkennung und Überwachung von Vorhofflimmern untersucht wurde.

Anlässlich des Weltschlaganfalltages haben wir diese Studie genauer unter die Lupe genommen und untersucht, wie deren Ergebnisse Ärzt*innen helfen können, Strategien zur Schlaganfallprävention zu optimieren und Hochrisikopatient*innen zu schützen.

Eine Risikogruppe, die nicht angemessen behandelt wird

Vorhofflimmern steht im Zusammenhang mit einem bis zu 5-fach höheren Schlaganfallrisiko, einer bis zu 3,5-fach höheren Gesamtmortalität und einer Herzinsuffizienz bei 20-30 % der Patient*innen.1 Die MATRIX-Studie hat gezeigt, dass neu auftretende atriale Hochfrequenzepisoden (AHRE) durchaus häufig sind. Innerhalb der zweijährigen Nachbeobachtungszeit traten bei 8,2 % der Patient*innen ohne Vorhofflimmern in der Vorgeschichte neue atriale Hochfrequenzepisoden auf, und bei 31,1 % war eine Progression zu Episoden von längerer Dauer festzustellen, beispielsweise von 6 Min. bis zu 1 Std. hin zu einer Episodendauer von 1-24 Stunden.2 Außerdem hatten fast 80 % der Patient*innen mit neu aufgetretenem Vorhofflimmern laut CHA2DS2-VASc-Score ein hohes Schlaganfallrisiko, wobei bei 70 % dieser Patient*innen keine Antikoagulationstherapie eingeleitet wurde.2

„Diese Patient*innen erhielten keine Antikoagulationstherapie, hatten jedoch einen hohen CHA2DS2-VASc-Score, was auf ein erhöhtes Schlaganfallrisiko hindeutet“, erklärt Dr. Maglia und führt an, dass die MATRIX-Studie „uns gezeigt hat, dass es eine Patientengruppe mit einem höheren Schlaganfallrisiko gibt, die nicht angemessen behandelt wird. Wie sich aus der Studie ergeben hat, würden diese Patient*innen von einer leitlinienkonformen Überwachungsstrategie profitieren, damit rechtzeitig eine Antikoagulationstherapie zur Schlaganfallprävention eingeleitet werden kann.“

Die besten Behandlungsstrategien

Die europäischen AF-Leitlinien1 empfehlen die Erwägung einer oralen Antikoagulationstherapie (OAC) bei Patient*innen mit erhöhtem Schlaganfallrisiko und länger andauerndem subklinischen Vorhofflimmern, z. B. bei Episoden mit einer Dauer von mehr als 24 Stunden und hoher monatlicher Belastung oder bei einer Dauer von mehr als einer Stunde und hoher täglicher Belastung. Bei der Entscheidung über den Einsatz einer Antikoagulationstherapie sollten jedoch die individuelle Risikobewertung, der erwartete klinische Nettonutzen und die Präferenzen der Patient*innen berücksichtigt werden.

„Durch die Umsetzung umfassender Behandlungsstrategien, einschließlich einer angemessenen Antikoagulationstherapie und optimierter Medikation, können wir proaktiv Schlaganfällen vorbeugen und Belastungen durch Herzinsuffizienz minimieren. Dies zeigt, wie wichtig maßgeschneiderte Behandlungsansätze für Patient*innen mit atrialen Hochfrequenzepisoden sind, und es unterstreicht die Bedeutung umfassender Maßnahmen zur Schlaganfallprävention“, meint Dr. Maglia.

Die Diagnostikdaten von DX-ICDs sind nicht nur bei der Identifizierung von Patient*innen mit einem Schlaganfallrisiko von Nutzen, sondern spielen auch eine entscheidende Rolle bei der Festlegung des optimalen Zeitpunkts für die Einleitung einer oralen Antikoagulationstherapie (OAC), wenn die Vorhofflimmerlast bei den Patient*innen signifikant wird. „Diese wertvollen Informationen erweitern unsere Möglichkeiten, gezielte und rechtzeitige Maßnahmen zu ergreifen, und sind ein wesentlicher Faktor für die Optimierung der Maßnahmen zur Schlaganfallprävention.“

Fortschrittliche Technologien zur Fernüberwachung

„Die Integration modernster Fernüberwachungstechnologien zur besseren Erkennung von Vorhofflimmern ermöglicht eine umfassendere und kontinuierliche Patientenüberwachung – wobei die tägliche Übertragung der Daten einen wichtigen Aspekt der Fernüberwachung darstellt,“ berichtet Dr. Maglia.

„Das wirksame Monitoring von ICD-Patient*innen mittels Fernüberwachung gemäß den europäischen AF-Leitlinien ist von entscheidender Bedeutung. Die MATRIX-Studie hat gezeigt, dass dies mit einem Einkammer-ICD mit flottierendem atrialen Sensing-Dipol– also einem DX-ICD-System – in Kombination mit Home Monitoring möglich ist. Außerdem wissen wir, dass ein solches Implantat mit nur einer Elektrode weniger potenzielle Komplikationen verursachen kann – ebenfalls ein wichtiger Faktor, der bei ICD-Patient*innen zu berücksichtigen ist“, schlussfolgert Dr. Maglia.

Wirksamkeit der DX-Technologie unter realen Bedingungen bestätigt

Im Rahmen der MATRIX-Studie,2 der größten klinischen Studie zur DX-Technologie, wurde die Wirksamkeit des DX-ICD-Systems bei der Überwachung von atrialen Hochfrequenzepisoden (AHRE) und deren Verlauf untersucht. Diese internationale, multizentrische Registerstudie umfasst Daten von 2.054 DX-ICD-Patient*innen an 119 Klinikzentren in 24 Ländern. Über einen Zeitraum von 24 Monaten wurden die Patient*innen unter realen Bedingungen engmaschig überwacht, um Erkenntnisse über die klinischen Auswirkungen der Detektion und des Fortschreitens von AHRE zu gewinnen.

Referenzen:

1. Hindricks G, Potpara T, Dagres N, Arbelo E, Bax JJ, Blomström-Lundqvist C et al. 2020 ESC guidelines for the diagnosis and management of atrial fibrillation developed in collaboration with the European Association for Cardio-Thoracic Surgery (EACTS): the task force for the diagnosis and management of atrial fibrillation of the European Society of Cardiology (ESC) developed with the special contribution of the European Heart Rhythm Association (EHRA) of the ESC. Eur Heart J 2021;42:373–498.

2. Hindricks G, Theuns DA, Bar-Lev D, et al. Ability to remotely monitor atrial high-rate episodes using a single-chamber implantable cardioverter-defibrillator with a floating atrial sensing dipole, EP Europace, Volume 25, Issue 5, May 2023, Pages 1–10, euad061.

 

Hinweis: Der Inhalt dieses Blogs basiert auf Forschungsergebnissen und ersetzt keinesfalls eine individuelle medizinische Beratung. Wir empfehlen Ihnen, einen Arzt bzw. eine Ärztin zu konsultieren, um sich individuell beraten und behandeln zu lassen.